„…Da ist Frau Merkel aus dem gleichen Holz geschnitzt wie Herr Erdogan“
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Beitrag von Werner Sauerborn,
Gewerkschafter gegen S21 im Aktionsbündnis
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auf der Veranstaltung „Solidarität mit den Protesten in der Türkei“
am 27. Juni, 18.30h, auf dem Schillerplatz
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Liebe Freundinnen und Freunde des Gezi-Parks,
liebe FreundInnen und Freunde einer modernen, weltoffenen und demokratischen Türkei,
liebe türkische StuttgarterInnen und Stuttgarter,
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(ich begrüße Euch so ähnlich wie wir seit drei Jahren jeden Montag die protestierenden BürgerInnen begrüßen: „liebe Freundinnen und Freunde des Kopfbahnhofs, liebe… usw.)
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Die Bilder die wir seit Wochen von Eurem Taksimplatz und der ganzen Türkei sehen, haben viele Menschen tief ergriffen. Zunächst nur aus Freude und Überraschung, seit dem brutalen Polizeieinsatz von Erdogan gegen die friedlichen Besetzer des Gezi-Parks zugleich mit Empörung und Wut.
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Mit vielen unserer Vorstellungen und Vorurteile über die Türkei wurde binnen Tagen und Stunden aufgeräumt. Viele haben Erdogan für einen freundlichen Onkel gehalten, für einen gemäßigten Islamisten, der sein Land behutsam modernisiert – und erleben jetzt einen Erdogan, der sein Land kulturell wieder in Mittelalter zurückstoßen will, der in einer gefährlichen Mischung aus Starrsinn, Dummheit und Brutalität gegen eine große gesellschaftliche Bewegung vorgeht, die für eine menschengerechte Modernisierung, für Bürgerrechte und für das, was wir auch hier „Recht auf Stadt“ auf die Straße geht …
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Aber uns alle hat die große Kraft, Ruhe, Friedlichkeit und Toleranz dieser Bürgerbewegung überrascht und fasziniert, die ja nur scheinbar aus dem Nichts kam, im Grunde aber nur die vielen, bisher nebeneinander agierenden Protest- und Emanzipazionsbewegungen zusammengeführt hat. Die drohenden Zerstörung des Gezi-Parks war für all dies der auslösende Anlas.
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Dass es diesen Aufbruch in der Türkei jetzt gibt, ist auch Euer Verdienst. Ihr seid oft in Eurer Heimat, Ihr steht in Verbindung mit Euren Familien und Freunden dort, Ihr ward sicher mit dem Herzen dabei im Gezi-Park und auf dem Taksim-Platz, und jetzt wo er geräumt ist, seid Ihr Teil der tausendfachen Treffen und Diskussionen, die in den web-Communities, in den Stadtteilen und Parks stattfinden – Motto: jeder Park ist Gezi-Park.
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Als Stuttgart 21- GegnerInnen beglückwünschen wir Euch zu dieser wunderbaren Bewegung und drücken Euch unsere ganze Solidarität aus.
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Besonders hat natürlich die vielen Bürgerinnen und Bürger gegen Stuttgart 21 Euer Kampf und Eure Solidarität beeindruckt. Da ging schon vieles, was wir gesehen haben sehr ans Herz:
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Der Witz und die Ironie, mit der Ihr den Machtdemonstrationen und den dummen und dumpfen Unterstellungen von Tayyip E. entgegentretet
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Die Geschichte mit den Pinguinen
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die Eltern, die zum Taksim eilten, nicht um Ihre Töchter und Söhne abzuholen, wie Erdogan von ihnen verlangt hatte, sondern um sich mit dem Protest ihrer Kinder zu solidarisieren
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Oder der stumme Protest des stehenden Mannes, den wir hier auch gleich aufgreifen wollen.
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Wir sehen die frappierenden Parallelitäten zwischen Stuttgart 21 und Gezi-Park, als dem „türkischen Stuttgart 21“, so wie es Ayca Tolun, die Türkeiexpertin der ARD formulierte.
- Auch hier wurde an unserem Schwarzen Donnerstag versucht, den Widerstand mit staatlicher Gewalt zu brechen. Das hat der Brandstifter Mappus politisch nicht überlebt. Da können wir nur sagen: Folg ihm, Erdogan!
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wir sind wie Ihr eine Bewegung, die sich aus vielen Quellen und Milieus von links bis bürgerlich speist, 54% der Taksim-Demonstranten waren z.B. nie zuvor auf einer Demo. Das wird hier ähnlich sein.
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Politische Parteien und Gruppierungen sind eingeladen mit zu machen, aber wir hüten uns wie Ihr vor Instrumentalisierung
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Wir setzten auf friedlichen und zivilen Widerstand. Hier gibt es einen Aktionskonsens und ähnliche Grundsätze wurden auch in den Wochen der Parkbesetzung von der Taksim-Plattform vertreten,
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ihr habt Euer Topfschlagen abends um neun, wir pfeifen den Schwabenstreich abends um sieben.
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Aber wir alle wissen auch: es geht in der Türkei um mehr als um den Gezi-Park. Es geht in Rio um mehr als die milliardenteuren Stadien und es geht in Stuttgart um mehr als um einen Bahnhof. Es geht ums große Geld, um Spekulanten und Investoren, die uns auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten immer wahnwitzigere Großprojekte aufschwatzen wollen, die unsere Städte immer unmenschlicher machen und die wir mit unseren Steuern noch bezahlen sollen.
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Da ist Frau Merkel aus dem gleichen Holz geschnitzt wie Herr Erdogan. Wie Erdogan den Gezi Park hat Merkel Stuttgart 21 zu einem Prinzip erklärt. Das Prinzip heißt Profitinteressen vor Gemeinnutz!
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Wenn Merkel jetzt Herrn Erdogan mit großem Getöse und diplomatischen Pirouetten kritisiert, dann meint sie nur: Erdogan sei kein Dummkopf, mit Deinen großkotzigen Sprüchen und einfältigen Unterstellungen gießt Du nur Öl ins Feuer und kriegst Deine Anliegen von Gezi bis Großflughafen am Ende nicht durch. Machs wie wir: lull die Leute ein, schaffe Fakten, womit Du sie erpressen kannst, und auf eine Volksabstimmung kannst Du Dich ruhig einlassen. Du hast doch die Medien in der Hand; und willfährige Helfer, die Zahlen verdrehen und Fakten manipulieren, habt Ihr doch sicher auch!
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Erdogan und Merkel stehen für dieselbe neoliberale Politik der Privatisierung und Unterwerfung unter die Märkte, für „marktkonforme Demokratie“. Oder hat jemand mal gehört, dass Merkel die Gezi-Zerstörung kritisiert? Oder die Forderungen der Platzbesetzer unterstützt hätte?
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Deshalb gilt: Taksim, Rio und Stuttgart 21 sind überall!
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Deshalb fühlen wir Stuttgart 21-GegnerInnen uns ganz besonders verbunden mit Eurem Widerstand. Lasst uns zusammen beraten, wie wir das konkretisieren können.
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Umgekehrt gilt auch: Taksim ist überall, auch hier in der Auseinandersetzung um das Wahnsinnsprojekt S 21. Ihr seid Bürger dieser Stadt, es ist auch Eure Stadt. Helft uns in unserem gemeinsamen Interesse und im Interesse unserer Kinder, die auch in einer lebenswerten Stadt leben wollen, dieses zerstörerische Projekt zu stoppen.
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Lasst uns gemeinsam Oben Bleiben!
Her yer Taksim – her yer dereniş!
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Kundgebung Türkei-Solidarität, 27. Juni 18.30h Schlossplatz
Liebe Freundinnen und Freunde des Gezi-Parks,
liebe FreundInnen und Freunde einer modernen, weltoffenen und demokratischen Türkei,
liebe türkische StuttgarterInnen und Stuttgarter,
(ich begrüße Euch so ähnlich wie wir seit drei Jahren jeden Montag die protestierenden
BürgerInnen begrüßen: „liebe Freundinnen und Freunde des Kopfbahnhofs, liebe usw..)
Die Bilder die wir seit Wochen von Eurem Taksimplatz und der ganzen Türkei sehen, haben
viele Menschen tief ergriffen. Zunächst nur aus Freude und Überraschung, seit dem brutalen
Polizeieinsatz von Erdogan gegen die friedlichen Besetzer des Gezi-Parks zugleich mit
Empörung und Wut.
Mit vielen unserer Vorstellungen und Vorurteile über die Türkei wurde binnen Tagen
und Stunden aufgeräumt. Viele haben Erdogan für einen freundlichen Onkel gehalten,
für einen gemäßigten Islamisten, der sein Land behutsam modernisiert – und erleben
jetzt einen Erdogan, der sein Land kulturell wieder in Mittelalter zurückstoßen will, der
in einer gefährlichen Mischung aus Starrsinn, Dummheit und Brutalität gegen eine große
gesellschaftliche Bewegung vorgeht, die für eine menschengerechte Modernisierung, für
Bürgerrechte und für das, was wir auch hier „Recht auf Stadt“ auf die Straße geht …
Aber uns alle hat die große Kraft, Ruhe, Friedlichkeit und Toleranz dieser Bürgerbewegung
überrascht und fasziniert, die ja nur scheinbar aus dem Nichts kam, im Grunde aber nur
die vielen, bisher nebeneinander agierenden Protest- und Emanzipazionsbewegungen
zusammengeführt hat. Die drohenden Zerstörung des Gezi-Parks war für all dies der
auslösende Anlas.
Dass es diesen Aufbruch in der Türkei jetzt gibt, ist auch Euer Verdienst. Ihr seid oft in Eurer
Heimat, Ihr steht in Verbindung mit Euren Familien und Freunden dort, Ihr ward sicher mit
dem Herzen dabei im Gezi-Park und auf dem Taksim-Platz, und jetzt wo er geräumt ist, seid
Ihr Teil der tausendfachen Treffen und Diskussionen, die in den web-Communities, in den
Stadtteilen und Parks stattfinden – Motto: jeder Park ist Gezi-Park.
Als Stuttgart 21- GegnerInnen beglückwünschen wir Euch zu dieser wunderbaren Bewegung
und drücken Euch unsere ganze Solidarität aus.
Besonders hat natürlich die vielen Bürgerinnen und Bürger gegen Stuttgart 21 Euer Kampf
und Eure Solidarität beeindruckt. Da ging schon vieles, was wir gesehen haben sehr ans Herz:
• Der Witz und die Ironie, mit der Ihr den Machtdemonstrationen und den dummen und
dumpfen Unterstellungen von Tayyip E entgegentretet
• Die Geschichte mit den Pinguinen
• die Eltern, die zum Taksim eilten, nicht um Ihre Töchter und Söhne abzuholen, wie
Erdogan von ihnen verlangt hatte, sondern um sich mit dem Protest ihrer Kinder zu
solidarisieren
• Oder der stumme Protest des stehenden Mannes, den wir hier auch gleich aufgreifen
wollen.
Wir sehen die frappierenden Parallelitäten zwischen Stuttgart 21 und Gezi-Park, als
dem „türkischen Stuttgart 21“, so wie es Ayca Tolun, die Türkeiexpertin der ARD
formulierte.
– Auch hier wurde an unserem Schwarzen Donnerstag versucht, den Widerstand mit
staatlicher Gewalt zu brechen. Das hat der Brandstifter Mappus politisch nicht überlebt.
Da können wir nur sagen: Folg ihm, Erdogan!
– wir sind wie Ihr eine Bewegung, die sich aus vielen Quellen und Milieus von links bis
bürgerlich speist, 54% der Taksim-Demonstranten waren z.B. nie zuvor auf einer Demo.
Das wird hier ähnlich sein.
– Politische Parteien und Gruppierungen sind eingeladen mit zu machen, aber wir hüten uns
wie Ihr vor Instrumentalisierung
– Wir setzten auf friedlichen und zivilen Widerstand. Hier gibt es einen Aktionskonsens
und ähnliche Grundsätze wurden auch in den Wochen der Parkbesetzung von der TaksimPlattform vertreten,
– ihr habt Euer Topfschlagen abends um neun, wir pfeifen den Schwabenstreich abends um
sieben.
Aber wir alle wissen auch: es geht in der Türkei um mehr als um den Gezi-Park. Es geht in
Rio um mehr als die milliardenteuren Stadien und es geht in Stuttgart um mehr als um einen
Bahnhof. Es geht ums große Geld, um Spekulanten und Investoren, die uns auf der Suche
nach Anlagemöglichkeiten immer wahnwitzigere Großprojekte aufschwatzen wollen, die
unsere Städte immer unmenschlicher machen und die wir mit unseren Steuern noch bezahlen
sollen.
Da ist Frau Merkel aus dem gleichen Holz geschnitzt wie Herr Erdogan. Wie Erdogan den
Gezi Park hat Merkel Stuttgart 21 zu einem Prinzip erklärt. Das Prinzip heißt Profitinteressen
vor Gemeinnutz!
Wenn Merkel jetzt Herrn Erdogan mit großem Getöse und diplomatischen Pirouetten
kritisiert, dann meint sie nur: Erdogan sei kein Dummkopf, mit Deinen großkotzigen Sprüchen
und einfältigen Unterstellungen gießt Du nur Öl ins Feuer und kriegst Deine Anliegen von
Gezi bis Großflughafen am Ende nicht durch. Machs wie wir: lull die Leute ein, schaffe
Fakten, womit Du sie erpressen kannst, und auf eine Volksabstimmung kannst Du Dich ruhig
einlassen. Du hast doch die Medien in der Hand und willfährige Helfer, die Zahlen verdrehen
und Fakten manipulieren, habt Ihr doch sicher auch!
Erdogan und Merkel stehen für dieselbe neoliberale Politik der Privatisierung und
Unterwerfung unter die Märkte, für „marktkonforme Demokratie“. Oder hat jemand mal
gehört, dass Merkel die Gezi-Zerstörung kritisiert? Oder die Forderungen der Platzbesetzer
unterstützt hätte?
Deshalb gilt: Taksim, Rio und Stuttgart 21 sind überall!
Deshalb fühlen wir Stuttgart 21-GegnerInnen uns ganz besonders verbunden mit Eurem
Widerstand. Lasst uns zusammen beraten, wie wir das konkretisieren können.
Umgekehrt gilt auch: Taksim ist überall, auch hier in der Auseinandersetzung um das
Wahnsinnsprojekt S 21. Ihr seid Bürger dieser Stadt, es ist auch Eure Stadt. Helft uns
in unserem gemeinsamen Interesse und im Interesse unserer Kinder, die auch in einer
lebenswerten Stadt leben wollen, dieses zerstörerische Projekt zu stoppen.
Lasst uns gemeinsam Oben Bleiben!
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[…] ist Frau Merkel aus dem gleichen Holz geschnitzt wie Herr Erdogan“ Beitrag von Werner Sauerborn , Gewerkschafter gegen S21 im Aktionsbündnis auf der Veranstaltung “Solidarität mit den […]